Sie versuchten sich ganz klein zu machen, allerdings hatten sie einen entscheidenden Nachteil. Sie waren grün, der Bouleplatz des TUS Vereinsgelände mit seinem Belag aus Galli-Sand leicht rötlich. So konnten sich das Frühlings-Hungerblümchen, das Viermännige Schaumkraut, der Gewöhnliche Ackerfrauenmantel, das einjährige Rispengras und weitere hier nicht genannte Vertreter der Pflanzenwelt nicht verstecken. Sie hatten keine Chance. Denn sie kamen: zahlreiche Mitglieder der Boule-Abteilung, ausgestattet mit allen Werkzeugen, die die Vertreter der Pflanzenwelt – hätten sie denn Augen – jäh erbleichen lassen würden. Hacken, Rechen, Schaufeln sowie Kratzwerkzeuge aller Art, in den Händen wild entschlossener Boulespieler, kannten kein Erbarmen mit den Pflanzen.
Und konnte sich doch ein Pflänzlein den Augen entziehen, so wird es in der folgenden warmen Jahreszeit dem Hagel schwerer Eisenkugeln nicht entrinnen können.
Aus Sicht der Boulespieler war es ein durchweg gelungener Vormittag. Die für die kommende sommerliche Boule-Saison optimalen Platzverhältnisse waren aufgrund der zahlreichen helfenden Hände pünktlich zum 12 Uhr Mittagsschlag wieder hergestellt. Auch die Fliesen auf der Terrasse erstrahlten dank der routinierten Mannschaft an den Dampfstrahlern wieder in einem kaum für möglich gehaltenen hellen Grau.
Schon während der Pflegeaktion, aber vor allem beim abschließenden gemeinsamen Vesper nutzten die Akteure die Zeit für jede Menge Gespräche und bestätigten auf ein Neues wie wichtig dieser Austausch für das Gemeinschaftsgefühl neben dem Spielbetrieb ist.
PS. Die Wenigsten haben es gemerkt: noch beim heraus reißen ließ die eine oder andere Pflanze ihren Samen unauffällig auf den Boden fallen. Dieser wird dann nach der winterlichen Ruhephase keimen und wieder für frisches Grün auf dem Platz sorgen. Und so werden sich die Kontrahenten im nächsten Frühjahr erneut gegenüberstehen.
Text: Stephan Biebinger, Bilder Hans-Jörg Pfettscher